Bengt Bergt ist viel unterwegs, sehr viel, denn sein Wahlkreis ist groß – und umkämpft. Er verrät im Blitzlicht in einer Einkaufsstraße in Bad Oldesloe seine eindrücklichsten Momente der vergangenen Woche und warum er glaubt, dass das Vertrauen zwischen den demokratischen Parteien schwer angeschlagen ist.

Bengt Bergt ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages. Foto: Marc Dominique Krampitz
Wie geht es Ihnen?
Bengt Bergt: Gut, sehr gut. Natürlich ist Wahlkampf immer anstrengend, keine Frage. Aber das wissen Kandidierende. Insofern ist alles gut. Es macht Spaß, unterwegs zu sein und für die Sache der SPD zu werben, damit es weiterhin eine prägende sozialdemokratische Politik in Deutschland gibt.
Der Wahlkampf zur Bundestagswahl 2025 ist sehr. Wie läuft es für Sie?
Bengt Bergt: Das ist natürlich schon etwas, was man als Kandidat schwer einschätzen kann. Gefühlt läuft es für mich persönlich und die SPD insofern gut, als bekommen gerade im direkten Kontakt viel Zuspruch bekommen. Natürlich diskutieren wir auch viel und überzeugen auch nicht jeden, aber die vielen Termine, die ich mit meinem Team mache, sind gut bis sehr gut besucht. Ich hoffe also auch, dass es am Wahltag gut für mich ausgeht.
Was erleben Sie auf Ihren Veranstaltungen, womit werden Sie konfrontiert?
Bengt Bergt: Ich lege viel Wert auf direkten Kontakt, will Bürgerinnen und Bürgern möglichst auch in „normalen“ Umgebungen treffen und nicht nur am Infostand. Zum Beispiel mache ich auch Hausbesuche. Das ist etwas sehr Besonderes, weil das sehr privat ist. Ich muss sagen: Ich bin bisher immer mit noch mehr Energie hinausgegangen, als ich eingetreten bin, das ist toll. Das all beherrschende Thema ist natürlich das, was in den vergangenen Tagen im Bundestag los war, da erlebe ich sehr viel Zuspruch für die Haltung der SPD, das beruhigt mich als Bürger und Politiker gleichermaßen.
Das beantwortet vermutlich die nächste Frage. In den vergangenen Wochen ist ja viel auf der Welt passiert. Was hat für Sie persönlich und politisch den größten Eindruck hinterlassen?
Bengt Bergt: Tatsächlich gab es am letzten Sitzungstag einen Auftritt, der mich persönlich und politisch sehr bewegt hat, das war die letzte Rede der Legislatur, die von Kevin Kühnert gehalten wurde. Es hat genau die richtigen, nachdenklichen Worte gefunden. Man konnte sehen, dass die auch an Friedrich Merz nicht vorbeigegangen sind. Es hat mich sehr gefreut, dass Kevin so einen Abschluss gefunden hat. Jetzt geht es darum, dass er gesund wird. Aber ansonsten ganz klar: das waren die Anträge der CDU/CSU, die fast mit Stimmen der Afd in einem Gesetz geendet wären, das zwar nichts erreicht hätte, aber ein fatales Signal gewesen wäre. Was Merz gemacht hat, hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. Er hat die Vereinbarung, die er selbst als Maßstab in die letzten Wochen der Legislatur eingebracht hat, gebrochen. Wir bewegen uns eben nicht auf dem Niveau, das irgendwas Banales entschieden werden muss und es dann vielleicht wirklich egal ist, wer mitstimmt. Die Steuerung der Migration ist ein wichtiges Thema, leider ein sehr emotionales, damit sollten Politikerinnen und Politiker sensibel umgehen. Aber nicht so.
In der vergangenen Woche war im Bundestag eine Menge los. Wie bewerten Sie die Vorkommnisse rund um die Anträge der CDU/CSU?
Bengt Bergt: In der Tat war eine Menge los, ich war bei den Abstimmungen in Berlin dabei. Das war schon eine besondere Stimmung. Und bedauerlicherweise keine gute. Im Gegenteil. Was da zwischen uns als Parlamentariern abging, das war schon grenzwertig. Das hat viel Vertrauen kaputt gemacht. Das ist eigentlich der schlimmste Schaden, der angerichtet worden ist. Der Politikbetrieb lebt von Vertrauen und der Verlässlichkeit untereinander, gerade zwischen den Parteien. Wir müssen uns darauf verlassen können, dass miteinander gesprochen und vereinbartes gehalten wird. Ist das nicht mehr der Fall, wird es mit der Zusammenarbeit schwer. Und dann ist es natürlich auch fatal, welch ein Signal gesendet worden ist. Immer mehr Dinge werden plötzlich sag und machbar, die vor kurzem noch undenkbar gewesen wären. Das hat aus meiner Sicht die Merz-CDU zu verantworten und es wird schwer, das wieder zurückzudrehen.
Spüren Sie im Wahlkampf eine Auswirkung dieser Ereignisse? Wenn ja: Wie äußern die sich?
Bengt Bergt: Definitiv. Das ist in nahezu allen Begegnungen, die ich habe, Thema. Wir kriegen sehr viel Zuspruch für die klare Haltung der SPD in dieser Frage.
In den Umfragen gibt es kaum Veränderungen: Wie gehen Sie die letzten Tage an?
Bengt Bergt: Wissen Sie: Wahlkampf ist für die SPD keine Pflichtveranstaltung, Wahlkampf ist unsere DNA. So bin ich in die Politik gekommen. Ich bin bei und mit den Menschen unterwegs, will zuhören und Dinge verändern. Daraus ziehe ich übrigens auch ein großes Wirksamkeitsgefühl. Deswegen klingt es vielleicht banal, da sich die Zahlen im Moment auch nicht großartig bewegen. Aber Umfragen bleiben Umfragen, übrigens waren die in meinem Wahlkreis 2021 auch ganz anders, als sie dann tatsächlich waren. Kurz gesagt: Ich bin mit meinem Team bis zum letzten Tag unterwegs und kämpfe für ein bestmögliches Ergebnis.
Was machen Sie nach dem Wahltag? Erstmal frei?
Bengt Bergt: (Lacht) Nein, auch wenn es schön wäre, aber das geht rein technisch auch nicht. Die ersten Tage nach der Wahl sind für uns Abgeordnete dazu da, entweder das Büro zu verlassen, oder mit der ersten Fraktionssitzung die nächsten Schritte festzulegen. Ich hoffe natürlich, dass ich zur zweiten Gruppe gehöre.
Herr Bergt, vielen Dank für das Gespräch.