Im Blitzlicht-Interview spricht Marie Kleinert über die Vorkomnisse der vergangenen Wochen, was sie gerade auf der Straße erlebt, wie sich der Wahlkampf verändert hat und was sie sich für die letzten Wochen wünscht.

Marie Kleinert kandidiert für die Hamburgische Bürgerschaft 2025. Foto: Die Linke
Wie geht es Ihnen?
Marie Kleinert:Vielen Dank! Es geht mir gut – ein bisschen müde, aber gleichzeitig sehr motiviert. Der Wahlkampf fordert einiges, aber er gibt mir auch viel Energie.
Der Wahlkampf ist im Endspurt: Wie läuft es für Sie?
Marie Kleinert: Die Linke liegt bundesweit bei um die 7 Prozent und steigend – und das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Wahlkampf ist intensiv, aber mit der Unterstützung der vielen engagierten Mitstreiter*innen bin ich gut unterwegs, um die ganzen Termine zu meistern. Persönlich bekomme ich auch viel Feedback von Menschen, die mir ihre Wahlzusage geben. Darunter sind auch viele ehemalige Tanzschüler*innen oder Teilnehmer*innen meiner Events. Ich bin schon immer Dinge mit Leidenschaft angegangen, und deshalb glauben die Leute auch hier an mein Engagement für ihre und unsere Sache. Dafür bin ich dankbar und auch ein bisschen stolz.
Was erleben Sie auf Ihren Veranstaltungen, womit werden Sie konfrontiert?
Marie Kleinert: Die Gespräche mit den Bürger*innen bei den Veranstaltungen und bei Infoständen sind sehr ermutigend und es gibt mehr inhaltliche Tiefe in den Gesprächen, als bei den Bezirkswahlen im letzten Jahr. Das Thema Verteilungsgerechtigkeit – sei es z.B. in der Kulturförderung oder auf dem Wohnungsmarkt – steht ganz oben auf der Agenda der Menschen. Es geht vielen darum, dass jede und jeder ein Minimum zum Leben braucht. Es freut mich, dass so viele, die unsere Veranstaltungen besuchen, sich mit unseren Ideen identifizieren und an die positiven Veränderungen glauben, die wir anstreben. Bei den Podien wird klar, dass ich die Interessen der derjenigen vertrete, die den Laden am Laufen halten, also der Arbeiterinnen und Arbeiter und auch derjenigen, die sich von der neoliberalen Politik der letzten Jahrzehnte aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr mitgenommen fühlen.
Es ist in den vergangenen Wochen viel auf der Welt passiert. Was hat für Sie persönlich und politisch den größten Eindruck hinterlassen?
Marie Kleinert: Die Abstimmungen der CDU/CSU über diesen unsäglichen Antrag zur "Migrationsbegrenzung“ haben ans Licht gebracht, wo nicht nur die CDU/CSU steht, sondern auch die Grünen und die SPD. Alle Parteien der Mitte wollen Geflüchteten Rechte entziehen, ob nun über das „Gemeinsame Europäische Asylsystem" (GEAS) oder über in den Bundestag eingebrachte Anträge bzw. Gesetzesentwürfe, bei denen von vornherein klar ist, dass diese nur zusammen mit Stimmen der antidemokratischen AfD eine Chance für eine Mehrheit haben. Aber die darauffolgenden Demonstrationen gegen rechts geben mir Hoffnung. Sie zeigen, wie stark die Gegenbewegung ist und die Zivilgesellschaft mobilisieren kann, um sich für Demokratie, Menschlichkeit und Toleranz einzusetzen. Jetzt kommt es darauf an, diese Proteste lauter und stärker werden zu lassen. Mit einmaligem Demonstrieren ist es nicht getan, es braucht jetzt wirkliches Commitment aus der breiten Zivilgesellschaft, wenn wir keine Faschisten an der Macht haben wollen.
In der vergangenen Woche war im Bundestag eine Menge los. Wie bewerten Sie die Vorkommnisse rund um die Anträge der CDU/CSU?
Marie Kleinert: Die CDU überschreitet eine Grenze, indem sie sich mit Rechtsextremen zusammentut – das ist eine neue Dimension der populistischen Ausrichtung. Es geht dabei nicht um politische Inhalte, sondern um Machtgewinne auf Kosten der Demokratie. Ich frage mich, wo die anständigen Christdemokrat*innen innerhalb der CDU/CSU geblieben sind. Die CDU sollte sich dringend fragen, ob sie wirklich für ihre Werte einsteht oder nur um jeden Preis regieren will. Auch die Positionierung unserer „feministischen Außenministerin" bei der Debatte fand ich erschreckend, in der sie Friedrich Merz fragte, welche Forderungen aus seinem Gesetzentwurf denn über GEAS nicht sowieso schon umgesetzt werden würden. Der Ansatz der Ausgrenzung in der Migrationsdebatte ist weder wirtschaftlich noch real nachhaltig. Stattdessen bräuchten wir schnell greifende Integrationsmaßnahmen und psychosoziale Unterstützung, damit die Geflüchteten, die hier her kommen nicht nur Kriegs- und Fluchttraumata überwinden sondern sich auch mit ihren Stärken und Fähigkeiten einbringen können.
Spüren Sie im Wahlkampf eine Auswirkung dieser Ereignisse? Wenn ja: Wie äußern die sich?
Marie Kleinert: Ja, auf jeden Fall. Die CDU vor Ort traut sich kaum noch, Infostände aufzubauen, weil der Widerstand aus der Bevölkerung so groß ist. Es ist deutlich spürbar, dass die Menschen kritisch gegenüber einer Partei sind, die sich mit rechtsextremen Positionen verbündet. Gleichzeitig verzeichnen wir bei der Linken einen starken Zulauf. Wir sind total froh über diese Entwicklung. Die Neumitglieder-Zahlen explodieren und wir bringen damit natürlich auch eine ganz andere Stärke an Präsenz auf die Straße und an die Haustüren.
In den Umfragen gibt es kaum Veränderungen: Wie gehen Sie die kommenden Wochen an?
Marie Kleinert: Unsere Werte steigen gerade stetig in allen Umfragen. Unser Kurs bleibt deshalb klar und richtig: Wir stellen weiterhin unsere konkreten Forderungen in den Mittelpunkt, statt leere Versprechungen zu machen. Die Menschen wünschen sich echte Antworten. Das, was wir fordern – wie etwa einen Mietendeckel oder die Besteuerung von Superreichen sind stärker als die Forderungen anderer Parteien. Wir bleiben dran, überzeugen mit Argumenten statt mit Populismus - und damit werden wir weiterhin erfolgreich sein.
Was ist Ihnen für den Endspurt besonders wichtig?
Marie Kleinert: Es geht mir jetzt im Endspurt vor allem um Klarheit und einer respektvollen aber auch ehrlichen und schonungslosen Auseinandersetzung mit den anderen Parteien. Das ist auch das, was die Menschen aktuell einfordern. Mir ist wichtig, verständlich rüber zu bringen, was unsere Konzepte bedeuten und worin sich unser Programm von anderen unterscheiden und welche Lösungen und Antworten wir auf die aktuellen Probleme anzubieten haben, ohne in populistische Forderungen zu verfallen. Dass wir in diesem Wahlkampf deutlich besser in der Kommunikation nach außen geworden sind, schafft zu Recht Vertrauen. Die Frage: "Wofür steht ihr eigentlich?“ habe ich in diesem Wahlkampf nicht mehr gehört und das ist gut so. Denn wir haben gute, klare Lösungsvorschläge und es ist unsere Aufgabe, diese den Menschen in Hamburg anzubieten.
Frau Kleinert, vielen Dank für das Gespräch.