Menu

„Ich will eine Alternative bieten!“

„Nicht diese Wahl, sondern die Bundestagswahl 2029 wird entscheidend!“

Trotz der aktuell guten Umfragewerte im Bund: Die CDU hat es in Hamburg traditionell schwer. 2021 kam die Partei auf knapp 18 Prozent der Erstimmen, in den Umfragen zur Bürgerschaftswahl 2025 liegt sie mit 19 Prozent nur knapp darüber. Im ehemaligen Wahlkreis von Olaf Scholz, Hamburg-Altona, kandidiert Dr. Kaja Steffens für den Deutschen Bundestag. Mitte Dezember habe ich sie im Wahlkreisbüro der CDU getroffen.
Im Interview spricht Frau Dr. Steffens über die Herausforderungen eines besonderen Wahlkampfs, warum sie sich überhaupt in der CDU engagiert und über ihre Anfänge in einer Partei mit hohem Männerüberschuss.

Das ist Dr. Kaja Steffens:

Jahrgang 1967, in Hamburg geboren, Physiotherapeutin, Ärztin und Mutter von vier erwachsenen Kindern. Dr. Kaja Steffens ist unter anderem Mitglied im Präsidium der Bezirksversammlung Altona, Ältestenrat und Hauptausschuss, Sprecherin der Fraktion für soziale Stadtentwicklung, Kultur und Bildung sowie Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft, Klima und Verbraucherschutz.

Dr. Kaja Steffens, CDU

Dr. Kaja Steffens im Wahlkreisbüro der CDU in Hamburg-Altona. Foto: Markus Wallbrecher

Frau Dr. Steffens, waren Sie auf das „Aus“ der Ampel vorbereitet?

Dr. Kaja Steffens: Ja, natürlich haben wir schon von den Kollegen aus Berlin Signale bekommen: „Das hält hier nicht über den Jahreswechsel. Sehr wahrscheinlich müssen wir uns auf Neuwahlen einstellen." Ich war schon sehr gespannt und habe andauernd auf den Live-Ticker geschaut, na, wann kommt sie denn nun, die Nachricht. Aber es hätte genauso gut sein können, dass die sich ja noch zusammenraufen, es hätte ja passieren können.

Sind Sie auch ein Stück weit erleichtert? Oder wäre es schon gut gewesen, wenn es doch noch weitergegangen wäre?

Dr. Kaja Steffens: Nein, ich finde, das konnte man nicht mehr aushalten, dieses Gestreite. Ich finde es auch jetzt im Nachhinein wieder ganz fürchterlich, wie die sich einander wirklich nichts gönnen, das ist abstoßend, finde ich. Und ich habe das Gefühl, andere Leute finden das auch, die wollen das nicht mehr hören. Ich will nicht Teil dieses Politiker-Bashing sein, ich habe mir wirklich vorgenommen, das nicht zu machen. Es gab ja einen Vorfall, den Friedrich Merz selber in einer Bundestagsrede zum Thema gemacht hat. Rolf Mützenich hat erwidert. Das heißt, die Politik selber hat gesagt, so bitte nicht. Ich finde gut, dass so eine Umgangsart im Bundestag selbst thematisiert wird. Leider sind auch Menschen in unserer Partei an dieser Art des Umgangs miteinander nicht immer unbeteiligt.

Da jetzt ja alles so schnell gehen muss und die Umfragen für die CDU gut aussehen: Stellen Sie zum Beispiel schon ein Team für Berlin zusammen?

Dr. Kaja Steffens: Nein, überhaupt nicht. Das Fell des Bären wird nicht zerlegt, bevor er erlegt ist. Auf keinen Fall. Weil ehrlich gesagt, so superwahrscheinlich ist das jetzt nun auch nicht. Seit 38 Jahren hat die CDU diesen Wahlkreis nicht bekommen. Der war seitdem fast durchgehend in roter Hand, seit 2021 grün. Also ich muss mich da schon noch ganz schön strecken, wenn ich das hier für die CDU holen möchte.

Stehen Sie jetzt mehr unter Strom, als noch vor dem Aus der Ampel?

Dr. Kaja Steffens: Auf jeden Fall, ich muss jetzt alles auf einmal machen und im Kopf haben. Das, was ich über einen längeren Zeitraum Stück für Stück nacheinander hätte abarbeiten können, muss jetzt alles auf einmal passieren. Das erfordert Konzentration auf ganz vielen Ebenen.

Wie schwer wiegt es jetzt für Sie, dass der Zeitplan der Wahl viel enger ist?

Dr. Kaja Steffens: Ich hatte schon einen Plan im Kopf, in welcher Phase möchte ich gerne um Spenden werben, wann kommt die Homepage, Social Media, wer kann mir dabei helfen. Diese Zeitschiene hängt natürlich auch vom Geld ab, es gibt Dinge, die müssen unbedingt sein und andere, die kann ich nur machen, wenn noch Mittel zur Verfügung stehen. Nun muss der Plan auf drei Monate zusammengekürzt werden.

Was ist denn das wichtigste Wahlkampfinstrument?

Dr. Kaja Steffens: Das Allerwichtigste sind immer noch Plakate. Das Interessante ist, dass Sie einem Plakat nicht entkommen, insbesondere wenn's drei, vier, fünf hintereinander sind. Man muss diesen Weg da gehen, vielleicht sogar jeden Tag zur Arbeit, dann können Sie sich dem nicht entziehen. Und dadurch wirken Plakate, ob man da Lust zu hat oder nicht, während natürlich eine Anzeige überblättert werden kann, Social Media muss man sich nicht angucken, eine Homepage aktiv besuchen schon gleich gar nicht. Insofern ist das tatsächlich immer noch die wirksamste Methode. Das heißt aber nicht, dass die anderen Sachen nicht wichtig wären. Im Prinzip sind alle klassischen Dinge wichtig, ob Anzeigenformate, Infostände, Hausabende, Tür-zu-Tür-Wahlkampf oder Flyer.

Wo plakatieren Sie?

Dr. Kaja Steffens: Wir versuchen das natürlich dort, wo viele Menschen sind, ist ja klar, gerne dort, wo viel Verkehr ist. Im Kerngebiet ist das in Hamburg wahnsinnig schwierig, für die CDU hier in Altona noch schwerer, weil oft alles am nächsten Tag schon abgerissen und kaputt ist. Das sind die Erfahrungen, die wir jetzt über Jahre hier gemacht haben, deswegen muss man sich das gut überlegen, wie man da Effekte erzielen kann.

Das ist ja schon ein Akt der Gewalt, was macht das mit Ihnen?

Dr. Kaja Steffens: Da ich das weiß, nehme ich das nicht persönlich, weil es anderen Kollegen genauso geht. Damit habe ich jetzt nicht so ein großes Problem. Für mich ist einfach die Konsequenz, dort nicht zu plakatieren, wenn ich schon weiß, dass am nächsten Tag nichts mehr davon steht. Und natürlich geht man auch ein bisschen dahin, wo man die besonders guten Wahlergebnisse für die CDU hat, aber klar ist auch, dass das nicht reichen wird. Ich muss schon alle 60 Prozent der Wechselwähler erreichen.

Ist diese Wechselbereitschaft hier in Altona ein neues Phänomen?

Dr. Kaja Steffens: Nein, das fing schon mit Merkel an, die mit ihrer Politik die CDU immer mehr in die Mitte positioniert hat und damit das Angebot der CDU so für mehr Wähler attraktiv gemacht hat. Dann hat sich die AfD entwickelt und immer mehr Zulauf bekommen. Einige fanden dann dieses Angebot weiter rechts besser, leider auch mit Positionen nah am Rand oder auch darüber hinaus dessen, was nicht mehr von der Verfassung gedeckt ist.

Was werden Ihre Themenschwerpunkte im Wahlkampf sein?

Dr. Kaja Steffens: Natürlich ist das Thema für uns in der CDU die Wirtschaft, ganz klar. Täglich kriegen wir schlechte Nachrichten von Thyssen, von Bosch, von VW, Entlassungen drohen. Das macht natürlich erstens den Leuten ganz große Sorgen und zweitens sollte es auch uns Politikerinnen und Politikern Sorgen machen. Wenn wir nichts einnehmen, können wir auch nichts ausgeben. Dann können wir keinen Sozialstaat bezahlen, dann können wir nicht in Bildung, Infrastruktur, innere und äußere Sicherheit investieren. Das sind auch schon die Punkte, die mir wichtig sind. Bildung ist ein persönliches Thema von mir, weil ich auf diesem Weg ja überhaupt in die Politik gekommen bin. Nach wie vor müssen wir uns da anstrengen, es braucht neue Ideen, wie Bund und die Länder zusammenarbeiten können. Die CDU wird sich insbesondere der frühkindlichen Bildung widmen und mein persönliches bildungspolitisches Steckenpferd ist die Sprachbildung für Menschen, die Deutsch als Zweitsprache lernen.

Das sind doch insgesamt typisch konservative Themen, die die CDU ja eigentlich schon immer vertritt?

Dr. Kaja Steffens: Nicht unbedingt. Als ich angefangen habe in der CDU, da haben wir uns noch heftigst darüber gestritten, wie wir das überhaupt mit der Kita-Frage halten. Vor 30 Jahren fanden viele noch, dass Kinder von ihren Eltern behütet zu Hause aufwachsen sollten und dass nicht jedes Kind in den Kindergarten gehen soll. Die Kita als echte Bildungseinrichtung und nicht nur als Aufbewahrungsort zu begreifen, das ist noch nicht lange so.

Das sind auch alles Punkte, mit denen Sie sich identifizieren können?

Dr. Kaja Steffens: Ja, auf jeden Fall.

Wie können Sie im Wahlkampf einen Unterschied für sich persönlich ausmachen?

Dr. Kaja Steffens: Das ist sicher meine Person, weil ich vielleicht nicht zu den typischen CDU-Kandidaten für den Bundestag gehöre. (lacht) Genau. Ich will eine Alternative bieten: erstens Frau, zweitens Mutter von vier Kindern, drittens Quereinsteigerin als Kommunalpolitikerin seit 14 Jahren. Altona hat besondere Herausforderungen mit durchaus sehr verschiedenen Milieus. Als kulturpolitische Sprecherin in diesem Bezirk habe ich zu vielen Menschen Beziehungen und Kontakte über die Jahre gepflegt, die man vielleicht nicht unbedingt einer CDU-Kandidatin zuschreiben würde. In meinem kommunalen Wahlkreis Lurup kennen mich viele und sprechen mich an, wenn was brennt.

Können Sie auf lokaler Ebene am Wahlprogramm im Bund mitarbeiten?

Dr. Kaja Steffens: Die Basis ist ja das Grundsatzprogramm, was wir über einen langen Zeitraum erarbeitet haben. Es gab Bundesfachausschüsse, da war ich zum Beispiel im Bundesfachausschuss Bildung, Forschung, Innovation. Das war dann schon auch was Besonderes, dass ich mitberatend tätig sein durfte, als Kommunalpolitikerin erst recht.

Da nicht mehr viel Zeit ist, muss es jetzt ja sehr schnell gehen.

Dr. Kaja Steffens: Ein Wahlprogramm ist keine Sache, die man mal ganz kurz zusammenschraubt. Da wird auch intensiv im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin dran gearbeitet, mit mehreren Leuten und Fachgruppen. Wir haben ja angekündigt, kurz vor der Wahl ein 100-Tage-Programm vorzustellen. Dann werden wir die Dinge bekannt machen, die wir direkt in den ersten 100 Tagen umsetzen wollen. Wir wollen schnell eine spürbare Veränderung hinbekommen, weil wir eine Aufbruchsstimmung im Land erzeugen müssen, Investitionsbereitschaft und Willen zum Zupacken, damit wir wirklich was ändern können.

Warum ist das so wichtig?

Dr. Kaja Steffens: Weil ich davon ausgehe, dass nicht diese Wahl die ganz große Hürde ist, um keine Mehrheiten im populistischen Lager zu haben, sondern die, die in vier Jahren kommt. Die großpolitischen Entwicklungen, die wir in vielen Ländern hin zu einem Nationalismus sehen, hin nach rechts, in die Extreme, das droht uns hier auch und das müssen wir verhindern. Das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit von Politik muss wieder hergestellt werden.

Die Umfragen sehen zurzeit die CDU weit vorne, die Mehrheitsverhältnisse könnten weiter schwierig bleiben. Wie bewerten Sie diese Situation?

Dr. Kaja Steffens: Manche haben ja jetzt wieder eine Sehnsucht nach der GroKo, obwohl sie alle so schrecklich fanden noch vor drei Jahren, nun aber möchten sie viele wieder haben. Das Wahl- und das 100-Tage-Programm der CDU wird die Basis der Koalitionsgespräche sein, ein jeweiliger Partner muss dann auch willens und in der Lage sein, so einen Weg mitzugehen. Ich hoffe, da wird Gesprächsbereitschaft sein. Ich habe einen Wunsch und eine Richtung, für die ich kämpfe. Sollte es wieder zu Dreier-Konstellationen kommen wird es definitiv deutlich schwieriger. Das ist klar. Aber wir können es uns ja auch nicht aussuchen. Man muss ja dann mit dem arbeiten, was kommt.

Wie findet Ihre Familie es, dass Sie jetzt wahrscheinlich noch eingespannter sind, als eigentlich geplant?

Dr. Kaja Steffens: Mein Mann hilft mir sehr. Das ist sozusagen nochmal eine neue Ebene nach 30 Jahren Ehe, das muss ich echt sagen. Er ist mein wichtigtser Ratgeber, nimmt mir auch zu Hause viel ab. Darüber hinaus können wir uns ganz viel austauschen über Politik und rein praktische Dinge. Auch meine Kinder sind sehr interessiert, wenn sie dann da sind. Die leben ja nun alle nicht mehr bei uns zu Hause.

Fiebern die mit?

Dr. Kaja Steffens: Ja, total! Ich glaube aber, wenn es Weihnachten kein gutes Futter gibt zu Hause, dann reicht denen das mit der Politik. (Lacht)

Nehmen Sie auch inhaltlich was von Ihrer Familie mit, gerade von Ihren Kindern?

Dr. Kaja Steffens: Aber wie! Die wollen ja von mir ständig was hören, oder mit mir das besprechen und diskutieren, wie siehst du dies, wie siehst du jenes. Und manches nehme ich auch auf und lasse es einfließen in meine Arbeit. Mitunter fällt aber von mir der Satz: Ich will jetzt nicht mehr über Politik reden. Jetzt will ich Freizeit.

Haben Diskussionen mit Ihrer Familie Auswirkungen auf Ihre politische Arbeit?

Dr. Kaja Steffens: Ja. Ob Gendersprache oder Schuldenbremse, Cannabis-Legalisierung oder Klimaschutz. Hier fliegen manchmal die Fetzen. Mit wechselnden Mehrheiten und durchaus interessanten Konstellationen.

Und hat sich dadurch Ihre Haltung geändert?

Dr. Kaja Steffens: Ja, mitunter schon. Zum Beispiel bin ich ja erst innerhalb meines politischen Engagements bei der CDU quasi zur „Feministin“ geworden. Vorher hatte ich das gar nicht nötig, mich über eine Rollenverteilung definieren zu lassen. In einem männerdominierten Umfeld spielt das aber sehr wohl eine Rolle. Wie hier miteinander umgegangen wird und wer welche Rolle zugeschrieben bekommt. Da habe ich mich schon geärgert, wenn bei Listenaufstellungen Frauen nicht wirklich bedacht worden sind. Weil ich dahinter vor allen Dingen gesehen habe, bestimmte Kreise, die es eben schon immer gab, die setzen sich da einfach durch. Da kommt man nicht gegen an. Und da war ich schon sehr für eine Quotenregelung innerhalb der CDU, damit Frauen nachwachsen können. Und meine Kinder diskutieren leidenschaftlich gern über die Notwendigkeit von Quotenregelungen. Wie komme ich denn jetzt überhaupt darauf?

Wir waren beim Beispiel Gendern.

Dr. Kaja Steffens: Genau. Ein Thema, das auch die junge Generation umtreibt. Ich nenne in meiner eigenen Ausdrucksweise gerne beide Geschlechter. Ich sage zwar nicht BürgerInnen, aber Bürgerinnen und Bürger. Ich schreibe nicht mit Sternchen und nicht mit Doppelpunkt, ich schreibe dann beides. Das ist für mich eine Frage der Höflichkeit. Dass es dann Leute gibt, die sich auch mit Mann und Frau nicht angesprochen fühlen, das reicht nicht allen, damit muss ich leben.

Wie sieht gestaltet sich denn die Quotenregelung der CDU in der Praxis?

Dr. Kaja Steffens: Seit Friedrich Merz gilt: Gibt es für ein Amt drei parallele Posten, muss mindestens eine Frau dabei sein. Das führt natürlich dazu, dass sehr viele Frauen jetzt stellvertretende Ortsvorsitzende werden oder stellvertretende Landesvorsitzende oder stellvertretende Kreisvorsitzende. Das führt bei manchen Landesverbänden zu großer Not, weil sie eben gar nicht die Frauen haben. Auf diese Art und Weise wird aber natürlich das Tableau größer an guten Frauen.

Dann ist es kein Gerücht, dass es in der CDU wenige Frauen gibt?

Dr. Kaja Steffens: Also in meinem Kreisverband gibt es viele tolle Frauen. Hier wurde schon vor mindestens 20 Jahren angefangen, an dem Thema Frauenförderung zu arbeiten. Heute haben wir eine Spitzenkandidatin für den Bundestag, unseren Kreisvorsitz hat eine Frau und so weiter und so fort. Wir haben in der Kommunalfraktion zurzeit neun Mitglieder, fünf Frauen und vier Männer. Ich glaube, das ist die Ausnahme, so eine CDU-Fraktion. Schon in den benachbarten Kreisverbänden in Hamburg sieht es teilweise ganz anders aus. Und natürlich ist so eine Männer-Stammtischatmosphäre auch nicht so attraktiv für Frauen, da hinzugehen und zu sagen, da möchte ich unbedingt mitmachen.

Wie sind Sie denn zur CDU gekommen?

Dr. Kaja Steffens: Ich bin 2010 in die CDU eingetreten, weil ich mich so geärgert habe, dass die nicht die Politik gemacht haben, die ich erwartet hätte. Deshalb habe ich gesagt, immer nur meckern kann ja jeder, dann muss man das mal selber machen und mal gucken, ob man etwas Sinnvolles beitragen kann.

Wie waren Ihre ersten Erfahrungen in der Partei?

Dr. Kaja Steffens: Das war ehrlich gesagt nicht immer die schönste Atmosphäre. Nach den offiziellen Sitzungen gibt es die Sitzungen danach. Da gab es viele zotige Sprüche, die einen offensichtlich testen sollen. Da hilft einem sehr viel Gelassenheit. Aber natürlich wird auch getestet, wie belastbar so eine eingegangene politische Beziehung ist. Vertrauen ist ein wichtiger Aspekt in der Politik.

Angenommen, Sie schaffen den Einzug in den Bundestag: Was macht Sie aus, was bringen Sie von Hamburg aus ein?

Dr. Kaja Steffens: Ich glaube, mich zeichnen 14 Jahre kommunalpolitische Erfahrung aus. Ich weiß, wie das ist, wenn Gesetze nicht gut durchdacht sind, aber in der Kommune ankommen und hier umgesetzt werden sollen. Das ist was, wo ich meine Erfahrung einbringen kann. Ansonsten werde ich als Wahlkreisabgeordnete im Geschäft natürlich vor Ort hier ansprechbar für Projekte sein, die Unterstützung brauchen. Ich habe ein gutes Netzwerk, viele haben meine Nummer, ich kenne meinen Wahlkreis gut. Als Medizinerin, auch wenn ich meinen Beruf zurzeit nicht ausübe, habe ich einen bestimmten Ansatz an die Probleme heranzugehen, der durchaus in der Politik praxistauglich ist.

Wenn es nicht klappt? Was würde das für Sie persönlich bedeuten?

Dr. Kaja Steffens: Es ist nach wie vor so, dass mein jetziges Leben auch sehr schön ist. (Lacht) Ich weiß zu schätzen, was ich schon bewegen darf politisch. Es ist aber auch eine Riesen-Ehre, so eine neue Aufgabe an die Hand gelegt zu bekommen. Das erfüllt mich natürlich mit ein wenig Stolz. Wenn es nichts wird mit dem Bundestag, dann hoffe ich, dass ich diesen Moment bewahren kann, an dem mir die Aufgabe der Bundestagskandidatur zugetraut wurde. Jetzt will ich den Wahlkreis auch gewinnen.

Bleiben Sie dann Abgeordnete in der Bezirksversammlung Hamburg-Altona?

Dr. Kaja Steffens: Natürlich, das mache ich ja wahnsinnig gerne. Ich werde weiterhin Vollgas geben. Politik ist zu meiner Leidenschaft geworden, hier oder dort. Und wenn es für den Bundestag nicht reicht, dann reicht es halt nicht.

Was wünschen Sie sich für den Wahlkampf?

Dr. Kaja Steffens: Es soll friedlich bleiben, das wünsche ich mir sehr. Wir haben ja in den vergangenen Wahlkämpfen auch Übergriffe gehabt. Und ich würde mir wünschen, dass wir einen guten demokratischen Prozess finden, indem wir fair, und sachlich miteinander umgehen.

Frau Dr. Steffens, vielen Dank für das Gespräch.